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  • tobiasbaumeler

Defenderumbau

Aktualisiert: 10. Dez. 2022

Drei Jahre lang haben wir benötigt, um unserem alten verrosteten Landrover Defender in ein restauriertes und umgebautes Reisemobil umzuwandeln. Klar, das geht auch schneller! Aber wir hatten beide einen Vollzeitjob, absolvierten je ein Studium nebenbei und wollten auch noch ab und zu in die Berge. 😉


Wir geben euch gerne einen Einblick in unsere Autowahl und dessen Umbau. Folgende Kapitel findet ihr in diesem etwas längeren Artikel:

Autokauf im Sommer 2017

  • Autowahl

  • Reisemobilausbau

    • Rostbehandlung

    • Innenausbau

    • Anbauteile

    • Technische Restaurationen


Autowahl: Warum fahren wir mit einem Landrover Defender um die Welt?

Im Juni 2017 haben wir unseren Landrover Defender 110 300 TDI mit Jahrgang 1997 und mit 205'000 km auf dem Buckel in der Schweiz gekauft.

Der Autokauf war immer mit dem Ziel verbunden, damit die Welt zu bereisen. Schon als dieser Traum noch fern ab jeglicher Realität war, standen einige Kriterien für unser Reisemobil fest.


Unsere wichtigsten Kaufkriterien waren folgende:

  • 4x4 Offroader

  • simple Technik

  • wenig Elektronik

  • Fahrzeug aus älterer Generation

  • geringer Rostbefall

  • originalgetreuer und generell guter Zustand

Was stecken für Gedanken hinter diesen Kriterien?

Unser Reisemobil sollte also ein 4x4 Fahrzeug mit hoher Offroadtauglichkeit sein, da wir unbedingt die abgelegensten Orte in unserem neuen Zuhause auf Rädern entdecken wollen. Damit das Auto ein Zuhause wird, war es uns wichtig, im Inneren Wohnraum zu schaffen. Es sollte also gross genug sein, um darin leben zu können und dennoch klein genug, damit wir uns auch in Städten unproblematisch bewegen können. All dies konnten wir in einem Defender wiederfinden. Jedoch haben uns auch nostalgische Gründe zum Defender geführt. Schon vor vielen Jahren hat sich Toby in das Auto verliebt. Neben der eigene Begeisterung spricht auch ein weiterer Punkt für einen Defender als künftiges Reisemobil: die riesengrosse Community! Sie unterstützt, berät und öffnet Türen. In den letzten 1.5 Jahren auf Weltreisen durften wir diese Community schon sehr intensiv spüren und wir sind glücklich, Teil davon zu sein.


Das unser Reisemobil ein Defender sein wird, stand also früh fest. Doch nun stellte sich die Frage: was für ein Defender?


Wir suchten spezifisch nach einem 300 TDI Motor und somit einem Defender aus älterer Generation. Dies da die neueren Defender (TD4, TD5), die Landrover nach dem Model 300 TDI gebaut hat, deutlich mehr Elektronik als die Modelle zuvor enthalten. Unser Gedanke war: Je mehr Elektronik und moderne Technik, umso schwieriger wird es, das Auto überall auf der Welt zu reparieren. Wir setzen auf einfach, mechanische, bewährte Technik. Ein weiterer Plusspunkt der 300 TDI Motor ist, dass dieser als sehr zuverlässig gilt und eine hohe Kilometerlaufleistung haben soll. Weiter legten wir Wert darauf, dass das Auto generell in einem technisch guten Zustand war und sich der Rostbefall in Grenzen hält. Der gewünschte Orignalzustand des Fahrzeuges gibt uns eine neutrale Basis unsere eigenen Ideen an einem unverbastelten Auto umzusetzen.


Ein Jahr vor unserem Autokauf hat Landrover aufgehört Defender zu produzieren, woraufhin die Preise in die Höhe getrieben wurden. Schon seit Jahren hat Toby den Markt verfolgt und schnell wurde klar, dass wir jetzt zuschlagen müssen. Glücklicherweise haben wir tatsächlich ein Model gefunden, das all unsere Kriterien erfüllt. Nur der Rostbefall war nicht so wie gewünscht. Wir wussten aber; dagegen können wir etwas unternehmen.


 

Reisemobilausbau: Rostbehandlung

Und so kam es auch, dass wir als erstes etwas gegen den Rost unternommen haben. Das gesamte Innenleben von Olga musste raus: Alle 9 Sitze, die Teppiche und alle Verkleidungen. Daraufhin hatten wir Zugriff auf die Bodenbleche, die wir dann ebenfalls alle ausgebaut haben. Es bestätigte sich, was wir bereits von unten sehen konnten: Unsere Olga braucht dringend eine gründliche Rostbehandlung.


Auf dem Vorplatz des Elternhauses von Martina haben wir eine grosse Plane ausgebreitet, Olga darauf platziert und aufgebockt. In mühsamer Arbeit mit Schleifpapier, Drahtbürste, einem gemieteten, sehr lauten Baukompressor sowie einer günstig erworbenen Sandstrahlpistole und einem Sack Quarzsand, haben wir den kompletten Unterboden bearbeitet. Da das günstige Sandstrahl-Kit nicht so gut funktioniert hat, war das eine mühselige, stundenlange Feinstarbeit. Durch den hohen Druck des Kompressors hatte sich die Pistole in Einzelteile zersezt. Am Schluss hatte Olga trotzdem ihren gesamten Rost verloren. Ihre Metallteile lagen nun blank, wie auch die Nerven unserer Nachbaren. Eine Flasche Wein als Entschuldigung für den Lärm hat die Sache wieder ins Lot gebracht.


Da einige Bleche aus dem Innenraum stark korrodiert waren, haben wir uns entschieden, diese komplett zu ersetzten. Toby durfte an seinem Arbeitsplatz, einer Metallbauschlosserei, selbst neue Bleche produzieren, welche wir anschliessend wieder eingebaut haben.


Nach dem Sandstrahlen ging es mit Olga in eine Werkstatt eines Freundes, wo wir den Unterboden neu behandelt und alle Bleche neu lackiert haben.

Zur besseren Übersicht schreiben wir unsere Vorgehensweise, inkl. verwendeter Produkte, erneut auf. Für die detailierte Anwendung, informiert euch bitte über das Datenblatt des Produktes.


Schritt 1: Entfernt die Korrosion

  • Sandstrahlen

  • Schleifen und Drahtbürste

Schritt 2: Stoppt die Korrosion, wo sie nicht komplett entfernt werden konnte

  • Owatrolöl

  • Owatrol C.I.P

  • Alternative: Brunox (dies haben wir benutzt, befor wir Owatrol kannten)

Schritt 3: Deckfarbe

  • RUCOPUR 2K oder

  • Brantho Korrux

Schritt 4: Versiegelung

  • KSD Bersnstein transparent Wachs

  • Fluidfilm für kleinere Holräume

  • Mike Sanders für den Rahmen und die Hohlräume

    • Dies ist etwas umständlich, da der Wachs auf eine bestimmte Temperatur erhitzt werden muss. Eine entsprechende Infrastruktur ist also notwendig, welche wir selbst nicht hatten. Falls ihr hierfür eine gute Adresse braucht, dürft ihr euch gerne bei uns melden.

Tipp: Der Aufbau der verschiedenen Schichten nimmt einiges an Zeit in Anspruch. Die verschiedenen Schichten müssen jeweils einige Stunden (bis 48h, siehe Datenblatt) trocknen. Optimalerweise macht man das in einer Halle mit ensprechender Temperatur, damit sich keine Feuchtigkeit in die Schichten einbindet.



 
Innenausbau

Endlich geht es los; wir widmen uns dem Innenleben von Olga. Als Basis haben wir zuerst das gesamte Fahrzeug in zwei Schichten isoliert.

  1. Lärmdämmung mit Alupotyl: Um die Vibrationen von Blechen zu reduzieren, haben wir Alupotyl auf alle Bleche geklebt. Dies reduziert die Lautstärke des fahrenden Autos enorm. Dabei ist wichtig zu wissen, dass lediglich 40% jedes Bleches bedeckt sein muss, damit die Wirkung eintritt. Kleine Bleche können weggelassen werden, da die wenig Schwingung aufnehmen. Somit kann man sich einiges an Material, Gewicht und Arbeit sparren.

  2. Wärme-Isolation mit Armaflex: Als nächsten Schicht haben wir Armaflex auf allen Blechen angebracht, um die Temperatur im Auto zu regulieren. Es hilft die Wärme draussen zu halten, wenns warm ist und auch die Wärme drinnen zu halten in der Kälte. Um den Effekt zu erreichen, ist zu beachten, dass möglichst viel Fläche abgedeckt wird. Wo es der Ausbau zulässt, empfiehlt sich 19mm starkes Armaflex zu verwenden. Je dicker die Isolationsschicht, umso höher die Leistung.

Auf der Basis dieser Isolationsschichten konnten wir den Innenausbau weiterführen.

Unser Innenausbau soll viel Stauraum bieten und doch genügend Raum lassen, damit wir zu zweit bequem darin leben können. Als eines der wichtigsten Add-Ons haben wir uns ein Hubdach von Abenteuertechniks in Köln (D) montieren lassen. Dieses ermöglicht uns im Auto zu stehen, sowie in einem Zelt mit viel Luftdurchzug zu schlafen. Unser Bett ist 1.30m breit, und 2m lang.


Nach der Montage des Hubdaches konnten wir mit dem Innenausbau aus Holz so richtig loslegen. Bei der Holzauswahl legten wir Wert auf robuste Holzplatten, mit hoher Belastbarkeit und der Fähigkeit Wasser abzuweisen. Aufgrund dessen haben wir uns für 16mm Siebdruckplatten entschieden, da diese bereits beschichtet sind (im Vergleich zu normalen Multiplex-Platten). Mit den Siebdruckplatten haben wir eine Sitzecke hinten im Auto gebaut, die zu einem zusätzlichen Bett umfunktioniert werden kann. Das Holz haben wir direkt auf die Radkästen, und dessen Isolationsschicht, montiert. Dadurch haben wir etwas Stauraum verloren aber Wohnraum gewonnen.

Unter jeder Sitzfläche haben wir Stauraum geschaffen: im Fussraum der ehemaligen hinteren Sitzbank, ist Platz für 50l Wasser (2 Kanister à 25l) sowie diverse grössere Gegenstände. Neben den Radkästen haben wir Fächer gebaut, worin sich ebenfalls genug Platz für diverse Utensilien befindet. Auf unseren Holzeinbau haben wir einen grossen Schrank inkl. ausziehbarem Tisch und ein 35L Kompressor-Kühlschrank von Engel verschraubt. Unterhalb des Kühlschranks befindet sich ein weiteres Staufach sowie eine Schublade für Kleinkram, zu welchem wir lediglich von der Seitentüre Zugang haben. Des Weiteren haben wir unseren Dachhimmel mit einem Leder bezogen, Vorhänge für alle Fenster genäht sowie ein aufklappbaren Tisch an die Hintertür montiert.


Als letzte grosse Aufgabe, befassten wir uns mit unserem Elektrosystem. Glücklicherweise hatten wir eine super Beratung und Unterstützung durch einen guten Freund von uns. Wir haben bei ihm sehr viel gelernt – danke dafür nochmals! Mehr zum Elektrosystem veröffentlichen wir in einem separaten Artikel auf dieser Webseite.


Ergänzende Hinweise:

  • Tank-Serviceöffnung: Es ist empfehlenswert eine Service-Öffnung oberhalb des Tankes zu erstellen. Wir haben sowohl im neuen Blech, wie auch im Holzeinbau eine Revisions-Lucke eingebaut, damit wir bei einem Defekt am Tank von oben rankommen. Alternativ müsste man den kompletten Tank entleeren und mühsam absenken.

  • Hubdach: Nach unserem Unfall in der Türkei benötigten wir ein neues Dach. Das ebenfals stark in mitleidenschaft gezogene Hubdach haben wir demontiert in seine Einzeteile zerlegt. Auch den Zeltstoff musste dafür entfernt werden.Wir haben es geschafft unser Bett wieder funktionsfähig zu reparieren. Die gesamte Arbeit haben wir selbstständig vorgenommen. Mittlerweile gibt es auf dem Markt auch Hubdächer für die Selbstmontage zu kaufen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Montage gut alleine gemacht werden kann (wenn man nicht zwei linke Hände hat). Somit würden wir in einem künftigen Fall ein Selbstbaukit kaufen. Falls du mehr zu unserem Unfall und der Reparatur wissen willst, kannst du das hier nachlesen.



 

Anbauteile

Rund herum ums Auto haben wir ebenfalls viele Umbauten vorgenommen:

  • Schnorchel / erhöhte Luftansaugung:

    • Dabei ist zu beachten, dass nicht nur der Schnorchel montiert wird, sondern auch die Luftzuführung bis zum Luftfilter richtig abgedichtet oder am besten durch einen durchgehenden Schlauch ersezt wird. Ansonsten kann bei tieferen Wasserdurchfahrten auch mit Schnorchel Wasser in den Motor gelangen. Leider wird dieser aber bei einer Schnorchelbestellung nicht mitgeliefert. Bezüglich Wassertiefe empfiehlt sich ausserdem die Achsentlüftungen vorne und hinten zu verlängern und in den Motorenraum zu verlegen.

  • Rockslider – kompletter Eigenbau

  • Stosstange mit Winde – kompletter Eigenbau

  • Aussenstaufach - für unsere LPG-Gasflasche und den Kompressor

  • LED Scheinwerfter in der Strosstange, auf dem Dach sowie hinten

  • Dachträger von Frontrunner

  • Sandbleche inkl. Halterung

    • Kann zu einem Aussentisch umfunktioniert werden

  • Markise mit einem Tarp

    • Hierfür haben wir einen Keder ans Tarp genäht und eine Kederschiene in die Rinne des Hubdaches geklebt. So können wir die Markise am Auto befestigen und wenn wir sie nicht benötigen sehr klein im Innenraum verstauen.

  • Kanisterhaltungen aussen

  • Schaufelhalterung aussen

  • Ersatzradhalterung Hecktüre

  • Fremdstartpunkt im Motorenraum

    • Diesen benötigen wir um den Kompressor anzuschliessen oder Starthilfe zu geben. Ansonsten müssten wir jedesmal an unsere Batterie unterhalb des Fahrersitzes.



 
Technische Restaurationen

Unser Defender ist endlich ein rollendes Zuhause, das die weite Welt erkunden kann. Aber wie siehts eigentlich mit den ganzen technischen Komponenten aus? Ist Olga ready für schlechte Strassen und herausfordernde Offroadpassagen?


Zu diesem Zeitpunkt besitzten wir Olga bereits seit 3 Jahren und hatten damit einige kleinere Reisen unternommen. Es lief wie geschmiert. In diesem Zeitraum mussten wir kein einziges Mal einen Mechaniker aufsuchen. Dennoch haben wir vor Abreise einen grossen Backup-Check durchführen lassen, wobei keine offensichtliche Mängel festgestellt werden konnten. Aufgrund diesen Erfahrungswerten haben wir uns entschieden, profilaktisch kaum Reperaturen vorzunehmen. Wir wollten nichts reparieren, was noch funktioniert und ausserdem dachten wir, dass die Reperaturen unterwegs günstiger sein werden wie in der teuren Schweiz.


Ausnahme waren folgende Produkte:

  • Zahnriemen: unser Auto hatte bereits über 200'000 km auf dem Tacho und wir wussten nicht, ob der Zahnriemen schon das Zweite mal gewechselt wurde. Daher haben wir vor Abreise einen Wechsel vorgenommen.

  • Fahrwerk: wir haben uns aufgrund der vielen kommenden Offroadstrecken für ein verstärktes und höheres Fahrwerk von TJM entschieden.

  • Verstärkte Kardanwelle: durch das neue Fahrwerk wurde das Auto etwas höher als geplant, weshalb wir vorne eine verstärkte Doppelgelenk-Kardanwelle einbauen mussten.

  • Grosser Service inkl. kompletter Flüssigkeitstausch

So sind wir dann gestartet. Unterwegs ging es dann ziemlich bald mit diversen grossen Reparaturen los, was bis heute nicht aufgehört hat. Durch die intensive Nutzung unseres Reisemobils wurden die offensichtlichen Schwachstellen schnell ans Licht gebracht. Im Nachhinein würden wir uns wünschen, dass wir diese bereits vor Abreise behoben hätten. Wir mussten nämlich leider feststellen, dass wir unterwegs oft an keine qualitativ guten Produkte kommen, oder dies mit zu grossem Auwand verbunden ist. Die schlechteren Produkte waren dann zusätzlich total überteuert. Ausserdem hatten wir oft die Herausforderung einen fähigen Mechaniker zu finden, weshalb viele Folgeschäden entstanden sind und Dinge kaputt repariert wurden.


Aufgrund unserer Erfahrung lohnt es sich bei folgenden Teilen genau hinzuschauen und/oder verstärkte Produkte einzubauen:

  • hochwertige Radlager inkl. Dichtung, ausreichend fetten & schmieren

  • verstärkte Steckachsen inkl. Radmitnehmer

  • hochwertige Kupplung

  • verstärkte Homokineten

  • Alle Gummilager überprüfen

Nice to have - but we don’t ;)

  • Überholtes Verteilergetriebe mit verstärkten Wellen

  • Differentialsperre vorne & hinten

Und was habt ihr für Erfahrungen bei eurem Reisemobil gemacht? Habt ihr Fragen, Anmerkungen und weiterführende Gedanken?


Wir freuen uns sehr über einen regen Austausch unte diesem Artikel.



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