- tobiasbaumeler
Unfall und Reparatur in der Türkei
3 Monaten nachdem wir unsere grosse Reise begonnen haben, hatten wir einen schweren Überschlag-Unfall. 3 Monate verbrachten wir darauf hin in einer türkischen Werkstatt.
Wie kam es dazu und was mussten wir alles reparieren?
Leider sind wir in Cappadocia, Türkei in eine Strasse abgebogen, die wir besser nicht gewählt hätten. Zu Beginn der Strasse merkte man nicht, wie herausfordernd diese noch wird. Schnell aber wurde die Strasse sehr eng und wir befanden uns in einem Canyon. Nachdem wir unsere Situation genau beurteilt haben und alles abgelaufen sind, kamen wir zum Entschluss, das Wenden nicht mehr möglich ist und wir die Weiterfahrt bis ins Tal schaffen können. Wir kämpften uns voran, bis wir zur letzten Kurve der Strecke kamen, die unglaublich steil, abschüssig und eng war. Es war die letzte Kurve, die unser Schicksal änderte.
Das rechte Vorderrad verlor an Gripp und kam ins rutschen. Olga ist daraufhin den Hang hinuntergestürzt. Nach einem kompletten Überschlag kamen wir in einem Busch im Abhang zu stehen. Wir waren in Schock und total ahnungslos, wie wir dieses Problem lösen sollten. Die Angst war gross, dass unsere lang geplante Weltreise nun schon nach 3 Monaten vorbei ist.
Aber wir erhielten Hilfe und Schritt für Schritt konnten wir das erste Problem der Bergung lösen. Nach 5 Stunden haben wir unser Auto mit der Hilfe von zwei weiteren Defendern und einem Traktor geborgen. Olga sah aber gar nicht gut aus! Scheiben waren eingeschlagen, der Dachträger mit allen Boxen wurde runtergerissen, der rechte Kotflügel war massiv eingedrückt und die restliche Carrosserie hatte auch ziemlich was abbekommen. Die Sorge wuchs, dass unser Zuhause, als Totalschaden abgestempelt und auf dem Schrottplatz landen wird.
Jedoch machte uns eine Tatsache wieder Hoffnungen: Der Motor liess sich starten als ob nichts gewesen wäre, nachdem der abgespruchenen Keilriemen wieder eingehängt und etwas Blech zurecht gebogen wurde. So konnten wir alle Teile, die beim Überschlag vom Auto abgerissen wurden, auf einen Pickup laden und selbständig mit Olga ca. 30 Minuten zur Werkstatt unseres Freundes Hakan fahren.
Nach den ersten Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Motor tatsächlich unversehrt war. Auch der Grossteil unseres Innenausbaus hatte überlebt. Jedoch war die Carrosserie so stark beschädigt, dass jedes einzelne Carrosserie-Teil (bis auf die Hintertüre & die Motorhaube) ausgetauscht werden muss. Olga kriegt somit ein komplett neues Kleid! Als mit unserer Versicherung (vorerst) alles geklärt war, haben wir damit begonnen, den Landy Stück für Stück auseinanderzubauen. Die Organisation der Ersatzteile war ein nervenaufreibendes Desaster. Aber als die Ersatzteile dann endlich bei uns waren, konnten wir das Puzzle wieder zusammensetzten und das Auto neu lackieren. Dies war die Hauptaufgabe der Reparatur, jedoch haben die vielen Kleinarbeiten fast mehr Zeit in Anspruch genommen.
So mussten wir das Hubdach, den Schnorchel und der Dachträger reparieren, die Elektroverkabelung neu legen, der gesamte Innenausbau aus- & wieder einbauen, die Stosstange, Sandbleche und Kanister ausbäulen und neue Scheinwerfer montieren. Hinzu kam das nicht alle Carrosserie-Teile perfekt aufeinandergepasst haben und gewisse Ersatzteillieferungen fehlerhaft waren.
Aufgrund etlicher Lieferverzögerungen sowie Komplikationen mit dem türkischen Versicherungsexperten, benötigten wir für die Arbeit von geschätzt 3 Wochen ganze 3 Monate.
In dieser Zeit haben wir aber auch einige Verbesserungen an unserem Reisemobilausbau vorgenommen:
Boost pin & ring: unser Motor erhält dadurch mehr Leistung
Neue Abschlepppunkte
Spurverbreiterung / Spacer: wir wollten nach dem Unfall mehr Stabilität beim Offroaden generieren, daher haben wir Spacer von je 3cm montiert. Nach einigen Praxiserfahrungen und dem Abwägen von pro & contra, haben wir uns schliesslich aber entschieden, die Spacer wieder auszubauen.
Verstärkte Radmitnehmer vorne
Neubezug des Dachhimmels: Filz anstelle von Wildleder: Die beschädigte Dachverkleidung haben wir entsorgt und den Filz direkt auf die Armaflex-Isolation verarbeitet. Dadurch haben wir mehr Raum zum Schlafen gewonnen.
Zusätzliche Ablage im Fahrerraum
Mückennetz über dem Bett
Wir schauen auf diese Zeit, trotz den immensen Herausforderungen, Sprachbarrieren (unser Mechaniker sprach nur türkisch), Geduldsproben und Gefühlsachterbahnen, positiv zurück. Die Rahmenbedingungen, die wir hatten, waren einfach grossartig. Neben einem sehr kompetenten Mechaniker-Duo und relativ guter Ersatzteil-Zugänglichkeit, durften wir die ganzen 3 Monate in der Werkstatt leben. Somit haben wir uns viele Kosten für die Unterkunft gesparrt. Glücklicherweise wurde der Schadensfall von unserer Versicherung gedeckt. Das wichtigste jedoch: niemand wurde verletzt und wir konnten unsere Reise wie geplant weiterführen. Dazugewonnen haben wir sehr viel technisches Fachwissen zum Defender, viele Erkenntnisse über uns selbst sowie neue Freundschaften.
Solltet ihr jemals mit einem Defender in der Türkei unterwegs sein, können wir euch von Herzen die Werkstatt von Hakan empfehlen: Takoser Otomotiv, Ortahisar in Cappadocia. Instagram: hakanyavuz_takoser
Was hättet ihr in unserer Situation gemacht? Wärst du ebenfalls in der Türkei geblieben, um das Auto zu reparieren oder wärst du zurück nach Hause?
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